18.04.2023
Auszubildende entwickeln Lösung für Kollegen mit Hörbeeinträchtigung
Echtes Teamwork – Ein junges Team aus Auszubildenden und Studierenden entwickelt eine „Ampel“ mit Näherungssensor. Für Thomas Leitz und andere Kollegen mit eingeschränktem Hörvermögen könnte die kreative Anwendung in Zukunft den Arbeitsalltag und die Teilhabe im Büro maßgeblich erleichtern.
Technisches Know-how erwerben, an Balluff Produkten arbeiten und dabei noch in einem sozialen Vorhaben Gutes tun? Ein aktuelles Projekt in der Balluff Ausbildungswerkstatt macht es möglich.
„Kollegen mit Hörbeeinträchtigungen haben es in offen gestalteten Büros oft schwer“, erklärt Thomas Leitz, der Schwerbehindertenvertreter bei Balluff ist und seit zwei Jahren selbst eine Gehörprothese trägt. „Ein spontaner Zuruf von hinten oder ein Kollege, der sich von der Seite nähert – das sind auch für Kollegen mit normalem Hörvermögen unangenehme Bürosituationen. Für Hörgeschädigte kann es jedoch ohne Vorwarnung sogar gefährlich werden. Ich habe mir eine Art Ampel gewünscht, die mir anzeigt, was um mich herum passiert.“
Eigenrecherche endet in Erfolg
Als der ausgebildete Automatisierungstechniker auch nach langer Eigenrecherche keine bestehende Applikation für sein Problem finden konnte, entschied er sich, bei der Balluff Azubiwerkstatt anzufragen. Gemeinsam mit Junior Ausbildungsmeister Claudius Lexa versammelte er ein Team von vier Auszubildenden und Studierenden, die das Projekt während ihrer Grundausbildung angingen. „Es war uns wichtig, das Team vom Konzept bis zur Umsetzung einzubeziehen“, erzählt Claudius Lexa. „Alle sollten genau verstehen: Bei welcher Herausforderung unterstützen wir unsere hörgeschädigten Kollegen, welches Problem wollen wir lösen und welche Anforderungen ergeben sich daraus?“ Ziel der Ausbildungsprojekte bei Balluff ist es, den Auszubildenden und Studierenden Projektkompetenz und Fachwissen zu vermitteln, indem sie Hands-on an Balluff-Produkten arbeiten.
(v.l.) Florian Lange (Auszubildender Mechatroniker), Simon Tkac (Auszubildender Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung), Claudius Lexa (Junior Ausbilder), Mario Pribil (Teamleiter Engineering Data & Manuals 2), Florian Koch (Auszubildender Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung) mit Thomas Leitz (Engineering Data & Manuals 2). Bild: Balluff
Innovative Anwendung auf Basis eines Balluff Produkts
Als Basis für ihr Projekt wählte das Team ein erprobtes Balluff Produkt, das Smartlight. In seiner herkömmlichen Anwendung wird das LED-Signallicht eingesetzt, um den Zustand von Maschinen und Anlagen zu überwachen und gewünschte Informationen per Lichtsignal zu visualisieren.
„Das Smartlight war aufgrund seiner Vielseitigkeit eine optimale Grundlage, die wir dann für unseren Zweck modifizieren konnten“, erklärt Leitz. „Ich trat als interner Kunde mit einem Problem an das Team heran und beschrieb meine Anforderungen. Die Azubis und Studenten nahmen das Produkt dann ganz auseinander und lernten so die Funktionen und den Aufbau von innen kennen.“
Hands-on Projektarbeit bei Balluff: Auszubildende und Studierende lernen das Smartlight von innen kennen und passen es an die Anforderungen des Projekts an.
Durch ein mehrfarbiges Lichtsignal können Nutzer, ähnlich wie in digitalen Kommunikationstools, selbst Auskunft über ihren Beschäftigungsstatus geben. Bild: Balluff
Innovation und Nutzerfreundlichkeit
Die modifizierte Anwendung, vom Team liebevoll „Ampel to go“ getauft, verfügt über eine Vielzahl von Funktionen: Zwei kalibrierungsfähige Time of Flight-Sensoren decken gemeinsam einen Winkel von 270 Grad ab und erkennen so zuverlässig Bewegungen, die außerhalb des Sichtfelds stattfinden – auch in belebten Büroräumen.
Eine Wischgeste auf dem Smartlight signalisiert, aus welcher Richtung sich die erkannten Personen nähern und kündigt sie frühzeitig an. Durch ein mehrfarbiges Lichtsignal können Nutzer, ähnlich wie in digitalen Kommunikationstools, selbst Auskunft über ihren Beschäftigungsstatus geben. Claudius Lexa fügt hinzu: „Es war uns wichtig, unsere Ampel so nutzerfreundlich wie möglich zu gestalten. Niemandem ist geholfen, wenn eine aufwändige Installation benötigt wird oder der der Akku ständig leer ist.“ Deshalb ist die Ampel – ganz in der Tradition großer Balluff Produkte – vollständig Plug and Play und wird durch austauschbare Powerbanks mit Strom versorgt.
Anwendung stößt auch in Fachkreisen auf Interesse
Auch über die Balluff Welt hinaus erregte das innovative Projekt Aufsehen:
„Als ich meinen Hörtherapeuten in der Abteilung Cochlear Implantat des Uniklinikums Freiburg von unserer Anwendung erzählt habe, waren sie direkt begeistert und wollten einen Vorführungstermin vereinbaren“, erzählt Thomas Leitz. Da das Projekt auch in Fachkreisen auf großes Interesse stieß, plant das Team, nach Fertigstellung eine Miniserie von fünf Produkten zu fertigen und an interessierte Institutionen zu spenden. Aktuell befindet die „Ampel to go“ sich in der letzten Projektphase und erhält ein eigenes 3D-gedrucktes Gehäuse.
„Wir wollen uns ganz herzlich bei unserem Team und bei Balluff für die bereitgestellten Ressourcen bedanken, die dieses einzigartige Projekt ermöglicht haben“, betont Claudius Lexa. Thomas Leitz fasst zusammen: „Unsere Ampel hat die Teilhabe am Arbeitsplatz für hörgeschädigte Kollegen maßgeblich verbessert. Dass diese Idee zum Erfolg geführt hat, haben wir direkt der Leidenschaft und dem Engagement unseres Teams zu verdanken.“